Es ist tief in der Nacht, als die Waldorfschule Isartal ihre Türen schließt. Ein paar Eltern und Lehrer räumen noch die letzten Überreste der Abiturfeier auf. Es ist, als ginge ein leises Aufatmen durch die Räume: der erste Abijahrgang ist geschafft.
Fünf Abiturienten haben sich dieses Jahr zum ersten Mal den staatlichen Prüfungen gestellt und alle fünf haben bestanden. Hinter ihnen liegt ein Jahr hochkonzentrierten Lernens, lag doch in den zwölf Jahren bis zum Erreichen des Waldorfabschlusses der Fokus nicht nur auf den kognitiven Fächern, sondern auch auf Kunst, Musik, Handwerk, den Praktika, so galt es nun im dreizehnten Jahr, sich binnen kürzester Zeit mit den Anforderungen der staatlichen Abschlüsse auseinanderzusetzen und vertraut zu machen.
Dass dies gelungen ist, war nicht nur für diese noch kleine Pionierklasse von Bedeutung, sondern auch für jene Schüler der nachkommenden größeren Klassen, die das gleiche Ziel anstreben, nämlich einen staatlichen Abschluss- wobei im nächsten Jahr auch zum ersten Mal auf die Mittlere Reife vorbereitet wird. Dann erst- so Schulleiter Dr. Ingo Christians- werden wir eine voll ausgebaute Schule sein. Und wohin wird die Reise für die Pioniere gehen? Das Spektrum reicht von angehender Pferdewirtin bis Psychologin.
Auf die Frage, was die Schüler aus den Jahren an der Waldorfschule Isartal denn mitgenommen hätten, antwortet Philipp Knoll spontan mit einem Augenzwinkern aus Goethes Faust zitierend : « Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor » was so lakonisch klingt, sagt doch viel über die Pädagogik der Waldorfschule aus : Goethe wird hier groß geschrieben und ! : Wissen ist nicht alles, es kommt auch auf Erlebnisfähigkeit und Erfahrung an. Auf die Suche danach, was die Welt im Innersten zusammenhält, werden sich die Schüler nun selbst machen müssen. Heute auf jeden Fall haben alle fünf ihre Abiturzeugnisse feierlich und fröhlich empfangen und mit der Schulgemeinschaft gefeiert.