Was erlebt ein Mensch, der unentwegt im Stundentakt zu immer neuen Themen wechselt, der im Lauf der Woche jedes Thema nur eine kurze Zeit zu verschiedenen Tageszeiten erlebt. Wie tief kann er sich damit verbinden? Wäre es nicht besser, längere Zeit an einer Sache zu verweilen, sich damit täglich zu beschäftigen?
Aus solchen Gedanken heraus wird an der Waldorfschule der Kernunterricht in sogenannten Epochen gegeben. In den ersten beiden Stunden eines Schulvormittags wird ein Stoffgebiet über mehrere Wochen hinweg behandelt, in der Unterstufe vom Klassenlehrer, in der Oberstufe von einem Fachlehrer.
Durch die Epochen erhält der Unterricht einen Projektcharakter, die Schülerinnen und Schüler können sich über einen längeren Zeitraum in ein Thema vertiefen. In einer Physikepoche zum Beispiel beschäftigt sich eine Klasse über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen jeden Morgen mit Physik – theoretisch und praktisch. Der Wechsel der Epochen gliedert sich über das Schuljahr, aber auch über die gesamte Schulzeit hinweg als bewusst gewählte Abfolge.